Grenzüberschreitende Qualifizierung in der Ortenau für den deutschen Arbeitsmarkt

Ein deutsch-französisches Projekt tritt gegen den Fachkräftemangel an. Die Verantwortlichen fordern bei einem Besuch der Badischen Stahlwerke eine bessere Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen

Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel in der deutsch-französischen Grenzregion: Seit dem Start einer grenzüberschreitenden Qualifizierung der Badischen Stahlwerke (BSW) und den Partnern Arbeitsagentur Offenburg, Pôle Emploi du Bas-Rhin (Arbeitsvermittlung Niederelsass) und der Region Grand-Est haben sich bereits 13 Franzosen mit zweijährigem Berufsabschluss im Metallbereich zum Verfahrenstechnologen weiterbilden lassen.

Die Verantwortlichen zeigten sich bei einem Pressegespräch zufrieden über den Verlauf, fordern aber eine bessere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. „Sie haben in Deutschland formal nicht denselben Stellenwert wie die duale Ausbildung. Das System muss dringend aufgewertet werden“, sagte BSW-Geschäftsführer Andreas Volkert. Die duale Ausbildung in Deutschland gilt als einzigartig – genau das sei in diesem Fall das Problem. „Bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen dreht sich alles um einen vergleichbaren Referenzberuf“, erklärte Volkert. Im akademischen Bereich, zum Beispiel bei Ärzten, sei das in der Regel kein Problem, im Ausbildungsbereich allerdings schon.

Von der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein bekommen die Absolventen der grenzüberschreitenden Qualifizierung zwar ein Zertifikat, dies sei aber nicht dasselbe wie ein Gesellenbrief. „Alle fachlichen Themen werden geprüft, außer etwa das Fach Wirtschaftskunde, weil das für Deutsch lernende Nicht-Muttersprachler kaum zu bewältigen ist“, sagt Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit.


Fehlende Anerkennung von Abschlüssen ist ein Problem

„Fehlende Anerkennung von Abschlüssen ist ein Problem für alle Fachkräfte. Wenn sich das in Deutschland nicht ändert, suchen sie sich ihre Jobs woanders“, sagte Terzenbach. Sie sei für alle Berufe nötig, wenn ausländische Arbeitskräfte integriert werden sollen. Angesichts des sich verschärfenden demographischen Wandels sei es wichtiger denn je, alle Möglichkeiten zu nutzen. „In fünf Jahren, 2027 werden innerhalb eines Jahres rund 750 000 Menschen mehr in Rente gehen als nachrücken“, warnte Terzenbach. Nur durch Projekte wie die deutsch-französische Qualifizierung bei den BSW, die bereits ausgebildete junge Franzosen weiterbildet, bleibe Deutschland wettbewerbsfähig. Das Projekt diene aber nicht dazu, junge Menschen aus Frankreich abzuziehen, vielmehr stehe ein gemeinsamer Wirtschaftsstandort im Fokus.

Für Jonathan Hickel aus Kurtzenhouse und Nathan Neddaf aus Fegersheim ist die Weiterbildung bei den Badischen Stahlwerken eine Chance auf berufliches Weiterkommen, besseres Gehalt und familienfreundlichere Arbeitszeiten. „Früher habe ich wochenweise in drei verschiedenen Schichten gearbeitet, hier wechsele ich innerhalb einer Woche, das ist deutlich angenehmer“, sagt Hickel, der in Frankreich in seinem ursprünglichen Ausbildungsberuf als Lkw-Mechaniker gearbeitet hat.

„Der Lohn ist viel besser“

„Der Lohn ist auch viel besser“, ergänzt Karosserielackierer Nathan Neddaf, dessen Vater ebenfalls bei den Badischen Stahlwerken arbeitet. Die Kosten für das Projekt teilen sich die Partner auf: die 68 000 Euro für den Sprachkurs übernehmen die Badischen Stahlwerke, einen Teil der Lohnkosten während den 20 Monaten Laufzeit übernimmt die Agentur für Arbeit.

Das Qualifizierungsprojekt existiert seit 2019, teilnehmen können junge Franzosen mit einer zweijährigen Ausbildung und Berufserfahrung im Metallbereich. Zunächst lernen sie sechs bis acht Monate lang Deutsch und fachtheoretische Inhalte, anschließend werden sie in den Bereichen, wo ihnen noch praktisches und theoretisches Wissen fehlt, nachqualifiziert. Während der insgesamt rund 600 Stunden Deutschkurs eignen sie sich Alltags- und Fachsprache in Bezug auf ihren künftigen Arbeitsplatz an, um das Niveau B1 zu erreichen. Geprüft werde intern in Theorie und Praxis.

Für den 25-jährigen Jonathan Hickel und den 29-jährigen Nathan Neddaf war der Schritt über den Rhein in einen neuen Job und ein fremdes Land nichts so groß. Interkulturelle Hürden haben sie bisher nicht erlebt. „Wir wohnen in einer Grenzregion und kennen viele, die im jeweils anderen Land arbeiten. Das ist hier normal. Wir fühlen uns sehr wohl“, sagen sie unisono.

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